Der Bildungs-, Studien und Forschungsbereich der Schuhgeschichte und Schuhmode wurde seit dem Jahr 1992 aufgrund unserer archäologischen Leder- und Schuhfunde im ÖAB aufgebaut und umfasst derzeit einen materiellen Überblick des Zeitraums von rund 3000 Jahren.
Grundlagen und Aspekte der Studiensammlung
Die Studiensammlung selbst umfasst im Fachbereich „Schuhgeschichte“ einige Tausend Objekte welche in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Entwicklung der Fußbekleidung der letzten 3000 Jahre stehen.
Erste Objekte, welche ausschlaggebend für die Entwicklung und den Aufbau einer eigenen Leder- und Schuhrestaurierwerkstätte waren, wurden durch unsere eigenen Kirchengrabungen 1992 zu Tage gefördert. Zu diesem Zeitpunkt bestand keine Möglichkeit eine adäquate Behandlung oder Auswertung von Lederfragmenten verschiedener Schuhfunde in Österreich zu finden.
Die Meinung der damaligen Leiterin des Bundesdenkmalamtes, die Lederfragmente gefriertrocknen zu lassen, war für uns Wissenschaftler unzumutbar, da so eine genaue Typologie und Datierung von Schuhfragmenten nicht möglich war. So gelang es damals in Zusammenarbeit mit der Lederversuchsanstalt, dem Obermeister der Wiener Staatsoper, dem Bundesvorsitzenden der Schuhmacherinnungen und weiteren Schuhmachermeistern in Wien und Tirol ein Versuchslabor für die Restaurierung und Formauswertung von archäologischen Lederfragmenten bei Fußbekleidungen zu entwickeln.
Eines der damaligen „Meisterstücke“ in der archäologischen Schuhrestaurierung war ein aus rund 37 stabilisierten Lederfragmenten erfolgter Aufbau eines von einer Klarissin im Kloster um rund 1635 getragenen geschlossenen Lederschuhes mit integriertem kleinen Absatz.
Es konnten aus dieser Grabungskampagne in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus Markgrafneusiedl (NÖ.) einige Schuhfragmente von Nonnen und eines Pfarrers wieder teilaufgebaut werden. Diese stellten dann den Grundstock unserer bis dato weitergeführten umfangreichen Studiensammlung zur Schuhgeschichte dar.
Bei dieser Leitarbeit zur Schuharchäologie in Österreich wurde von Seiten der Schuhmacherinnung und des Innungsmeisters angeregt diese sensationellen Ergebnisse im Rahmen der Europäischen Schuhmachermesse und Leistungsschau in Wiesbaden der Fachwelt vorzustellen. Aufgrund des internationalen Erfolges unserer Arbeit und der Verleihung der Goldmedaille für das Schuhmacherhandwerk war der Weg der Schuharchäologie vorgezeichnet.
Es folgten weitere Leitarbeiten zum Thema die Römische Bekleidung in Theorie und Praxis mit sehr aufwändigen Rekonstruktionen von römischen Herren und Damenschuhen, welche bei der „Modeschau zur Römischen Bekleidung“ im Wintersemester 1995/1996 bei Professor Ubl an der Universität Wien präsentiert werden konnten.
Die Arbeiten auf dem Sektor historischer und archäologischer Schuhe führt dazu, dass aus ganz Österreich Anfragen zur Übernahme von Verlassenschaften und Privatsammlungen von Schuhmachermeistern herangetragen wurde.
So kamen sensationelle Exponate in den Studienbestand unseres Institutes. Besonders Schuhmuster, sogenannte „Mäntel“ bekannter österreichischer Schuhdesigner, konnten der Modenachwelt erhalten werden.
Unsere nicht öffentliche Studiensammlung umfasst nicht nur Schuhe, Teile von diesen, Lederfragmente aus archäologischen Grabungen und Werkzeuge, sondern auch schriftliche Werke und einige Werkstätteneinrichtungen aus dem Mittelalter oder Klöstern.
Für die im Zusammenarbeit mit Archäologen im Jahr 1998 auf rund 400 m² aufgebaute assoziierte Ausstellung zur Landesausstellung in Oberösterreich 1998 zum Thema „3000 Jahre auf Schuster´s Rappen“ kamen weitere Exponate aus der gesamten Welt zu unserer Studiensammlung hinzu. Besondere Freude machten dabei Schuhe aus Äthiopien, welche namens der Stiftung „Menschen für Menschen“ von Karl Heinz Böhm und Schuhe oder Fußbekleidung, welche typisch für ihre Länder waren, von Botschaftern aus vielen Ländern als Geschenk unserer Forschungsstiftung geschenkt wurden.
Mit einigen Tausend Exponaten zur Schuhgeschichte ist unsere kleine Studiensammlung bemüht, auch in Zukunft diese durch Schenkungen und Erwerbungen sowie durch archäologische Funden zu erweitern.
Wir streben wieder künftig an, dass Interessierten im Rahmen von Ausstellungen oder im Zusammenhang mit wissenschaftliche Arbeiten die Studienobjekte unserer schuhhistorischen und archäologischen Sammlung oder aus unserer Leder- und Schuhrestaurierung wieder zugänglich zu machen.