Schreiben wie zur Zeit Napoleon´s
Experimentelle Archäologie und Geschichte für Schulen
REZEPT 1
Das wird benötigt:
– 1 kleiner Topf
– 1 Glas mit Schraubverschluss
– 1 Teesieb
– 1 Schüssel
– 1/4 l Wasser
– 2-3 EL Eichenrinde
– 1/2 TL Salz
– 1/2 TL Essig
eventl. Messerspitze Eisensulfat
Und so wird’s gemacht:
Die Eichenrinde zerkleinern, in den Topf geben und mit Wasser übergießen.
Alles 10 Minuten kochen lassen (und wenn es länger ist spielt es keine Rolle)und durch das Sieb filtern. Mit Salz und Essig verrühren und in das Schraubglas umfüllen. Ergibt einen warmen Braunton. Eine Messerspitze Eisensulfat beigemischt ergibt eine schwarze Färbung.
Man kann das ganze auch alternativ mit Eichengallen herstellen, aber ist manchmal schwer zu finden.
Herstellung vom passenden Schreibgerät:
Eine Feder (am besten Gans) oder auch Binsenhalme oder Schilfrohre können dafür benutzt werden. Hierzu werden sie möglichst schräg abgeschnitten und an der Spitze nochmal 2-3 mm eingeschnitten. Bei einer Feder muss dannach noch das Innenleben rauspulen und die äußere Haut abziehen.
REZEPT 2
Ein Tintenrezept aus der Zeit von Napoleon um ca. 1805 (Deutschland)
Man lasse 12 Loth klein gestosene Galläpfel und 4 Loth Vitriol mit einer ½ Max Essig in einem irdenen Topfe zuerst in heißer Asche, unter heftigem Rühren, ziehen, und dann des anderen Tages auf einem Kohlenfeuer bis zum gelinden Sieden oder etlichemal Aufwallen kommcn. Jetzt wird 1 Mas Regen- oder Schneewasser dazugegossen und sofort alles in der Wärme erhalten. Nach etlichen Stunden schüttet man 4 Loth klein gestossenes Gummi arabicum in die ganze Masse, unterhält die Wärme nach 24 Stunden, dann noch bis zum vollen dritten oder vierten Tage. unter öfterem Umrühren. Nun bleibt alles 12 Stunden und auch länger ruhig stehen, worauf die reine Tinte abgegossen und in Bouteillen oder steinernen Krügen verwahrt wird.
Dieses Rezept wurde von den Kindern, so wie es nun wiedergegeben wurde, gefunden.
Herstellung von Schreibgeräten:
Die Gänsefeder als Schreibfeder
Wie funktioniert das Herrichten von einer Schreibfeder?
Also, verhornte, ausgefallene Federn können leicht gespitzt werden. Kann man diese „alten Federn“ nicht bekommen, wird die Kielspitze aufgeweicht und in heißem, ganz feinen Sand (z.B. im Backrohr oder im Mikrowellenherd erhitzen) oder in ganz heißem Wasser gehärtet.
Härtest du erst nach dem „Spitzen“ der Feder, musst du beim Sand aufpassen, dass die Spitze nichtbricht oder ein Körnchen dazwischen kommt.
Wie kommst du zu Gänsefedern?
Hühnerfedern sind zu weich. Im Herbst werden als „Martinsgans“ noch Gänse geschlachtet. Bei den Gänsezüchtern kannst du um die Federn fragen (Tipp dazu bei uns in Oberösterreich gibt es sehr bekannte Gänsezüchter). Aber aufpassen: Rechtshänder bevorzugten die Federn des linken Flügels, Linkshänder jedoch die Federn des rechten Flügels. Dies liegt an der Krümmung dieser Federn.
Das „Spitzen“ der Feder
Als erstes entfernst du von der Fahne der Feder so viel, dass beim Schreiben bzw. Eintunken nichts stört.
Anschließend wird die Kielspitze mit einem sehr gut schneidenden Messer schräg abgeschnitten. Nimm dazu die Feder vorher in die Hand und probier, wie du schreiben wirst. Somit weißt du, was die Unterseite sein wird und diese schneidest du schräg weg.
Vorsichtig entnimmst du dann aus dem Kiel die sich leicht lösenden Teile der Seele – das sind die inneren Häutchen.
An der Spitze machst du einen kurzen Längsschnitt (etwa 3 mm), so dass später die Tinte für dünne Striche schön zusammenfließen kann. Dieser Schnitt erfordert besonderes Feingefühl, dass die Feder nicht einreißt. Nun wird die Kielspitze noch nachgespitzt oder als Breitfeder auf die gewünschte Breite und den Neigungswinkel zugeschnitten (wie ein Stemmeisen).
Nach einiger Zeit stumpft die Federspitze durch das Schreiben ab. Ist dies der Fall müssen die letzten Arbeitsschritte wiederholt werden. Dabei ist es unvermeidlich: Du wirst leider etwas mit Tinte in Kontakt kommen. Also gutes Reinigungsmittel bereit stellen.
REZEPT 3 (Sammlung)
Die Tinte – Diverse Informationen (Sammlung)
Es gibt viele Möglichkeiten, Schreibtinte zu erzeugen.
Weil Tinte teuer und in der Herstellung zeitaufwendig war, wurde sie sehr stark verdünnt – und das ist das Problem, dass wir heute ganz alte Dokumente kaum mehr lesen können, weil das Geschriebene verblichen ist.
Im Mittelalter mischten die Schreiber Tinte aus Kupfer, Salz, Honig und Urin. Diese Herstellung dauerte fast einen Monat. Rote Tinte wurde aus Insekten hergestellt.
Ja sogar echtes Gold wurde zur Erzeugung von Tinte verwendet.
Tinte aus Holunderbeeren
Press den Saft der Beeren ganz locker durch ein Sieb! Verwende dazu einen Plastikkorken oder eine Gabel Die Masse (ohne Körner und Haut) kannst du nach deinem Gutdünken mit Wasser verlängern.
Richte nicht zu viel, weil dieser Saft sich verändert.
Etwas zurückhalten kannst du die Veränderung, wenn du ihn in den Kühlschrank gibst. Einfache, billige Tinte wurde früher aus Dornen von verschiedenen Sträuchern erstellt.
Im Frühling (vor dem Austreiben) werden beispielsweise Zweige vom Schlehdorn geschnitten und ein paar Tage liegen gelassen. Dann wird die abgeklopfte Rinde in Wasser angesetzt und wieder drei bis höchstens vier Tage stehen gelassen. Jetzt wird das inzwischen rotbraun verfärbte Wasser abgegossen und aufgekocht. Dieser Vorgang soll einige Male wiederholt werden, bis die Rinde völlig ausgelaugt ist.
Wir haben in unserem Arbeitsheft noch einige andere Beispiele und Arbeitsmaterialien eingearbeitet.
Ebenso gelang es uns spannendes Material zum Thema der Herstellung von historischen Tintenrezepten, Schreibmaterialien, Schriften und Papierherstellung zu sammeln.
Sollten Sie sich für den Werkunterricht oder Chemieunterricht für die Tintenherstellung, historisches Schreiben und Schreibzeug oder alte Schriften und noch einiges Anderes rund um den Zeitraum Napoleons, Erzherzog Johanns oder Erzherzog Carl, Franz der I. oder II. usw. interessieren, dann nehmen Sie bitte mit uns direkt Kontakt auf.
Wir freuen uns auf ihre Kontaktaufnahme.
Gutes Gelingen wünschen Euch das Archäologen & Historiker Team
des Österreichischen Archäologie Bundes.
www.oeab.ac.at A.D. 2009