Der Bildungs-, Studien und Forschungsbereic h in der Mittelalterforschung unseres Institutes geht auf unsere seit 1980 durchgeführten wissenschaftliche Forschungs – und Grabungsprojekte zurück. Die nun seit 40 Jahren aufgebaute Studien – und Materialsammlung zum Mittelalter in Österreich beinhaltet keramische Funden, Münzen, Waffen, Bekleidungen oder Gewandteilen, Schuhfunden, sakrale Objekte wie z.B. Rosenkränze aber auch schriftliche Werke ab der jüngeren Neuzeit.
STUDIENSAMMLUNG MITTELALTER
Unsere Mittelalter-Studiensammlung kann nicht mit den großen Sammlungen in Bundesmuseen oder in den universitären Lehrsammlungen verglichen werden.
Sie hat sich durch die von unseren Forschungskollegen und Kolleginnen, Hobbyforschern oder Heimatforschern, welche seit 1980 im Österreichischen Archäologie Bund wirkten entwickelt.
Daher ist der Sammlungsbestand nicht homogen und nicht auf wenige Fachbereiche beschränkt.
Was ist eine Mittelalterforschung ohne Ritter, Waffen oder einer mittelalterlichen Fortifikationsforschung mit experimentell gebauten Fernwaffen und Belagerungsmaschinen.
Hier liegt ein aktueller Arbeitsschwerpunkt unseres Institutes, welcher als Bildungsauftrag für den praktischen Geschichtsunterricht „Das Mittelalter zum Angreifen“ und seinem Geschichte- und Archäologie Lehrmittelkoffer seit nun 30 Jahren umgesetzt wird.
Nach wie vor sind die Kinder vom Leben der Ritter, dem Werden der Städte und Dörfer, von Burgen und Ruinen begeistert. Ein fast nicht enden wollendes Bildungserlebnis mit mittelalterlichen Spielen oder sich einmal wirklich als Ritter fühlen zu können, Rüstungen anlegen und originale Schwerter angreifen dürfen. Besondere Erlebnisse im Rahmen von Projekttagen in der Schule stellen für Schüler Töpfern und Grillen am offenen Lagerfeuer dar.
Das Mittelalter zum Mitmachen, Forschen und Angreifen wurde als Schul- und Bildungsprojekt mit Elementen von Mathematik, Chemie und Physik, sozialer Kompetenzbildung, Interreligiösen Elementen, alte Schrift und Drucktechnik und vielen anderen Elementen gemeinsam mit Lehrer/innen und Pädagogen/innen als Bildungsbeauftragung umgesetzt. Die Entwicklung von diesen Unterstützungselementen zur Schulpädagogik soll auch in Zukunft den Schulen und der Jugend in der Bildung und Lehre in Wien, Niederösterreich, Tirol und im Bereich westliches Kärnten zur Verfügung stehen.
Unseren archäologischen Grabungen und Bauforschungen, welche in Stadtbereichen, bei Stadtmauern, oder Kirchengrabungen, bei mittelalterlichen Bauresten und sehr alten abgekommenen Bauernhöfe durchgeführt werden konnten wurden in unserer eigenen wissenschaftlichen Reihe der HISTORICA-AUSTRIA veröffentlicht oder von den Kollegen/innen, welche die Projektleitung hatten in anderen Büchern oder Diplomarbeiten veröffentlicht.
Viele kooperative Projekt, wie in der Altstraßenforschung aber auch bei Feststellungsgrabungen oder Notbergungen in Burgbereichen und bei Burgruinen haben der Institutssammlung des Österreichischen Archäologie Bundes weitere interessante Kleinfunde, Keramik, Glas, Knochen, Metallobjekte und weiteres wissenschaftlich interessantes Material zugeführt.
Aus der Bauforschung stammten auch Holzobjekte, Spolien und Verzierungs-Bauteile oder beispielsweise unsere sehr große Ziegelsammlung.
Das ältestes Exponat dieser stammte aus dem 14. Jahrhundert, die jüngsten Belegexemplare schließen im 20. Jahrhundert die Sammlung ab.
Die konsequente gemeinschaftliche Arbeit in unserem Institut zwischen unseren Ingenieurkonsulenten und Bauhistorikern, Bauarchäologen, Kolleginnen der Kunstgeschichte, Montanhistorikern und vielen anderen Fachkollegen/innen hat eine kollektive Sammlung in der mittelalterlichen Bauforschung mit Originalexponaten, Holzproben, Foto- und Bilddokumentationen und auch von Bild- und Plansammlungen ermöglicht.
Vor 40 Jahren, zur Gründungszeit des ÖAB, konnten unsere Mitarbeiter noch unbeeinflusste Feldforschung und archäologische Grabungen durchführen, ihre Forschungsberichte und Fundberichte anfertigen und Studierende bei ihren Arbeiten über die ÖAB Stiftung gefördert werden.
Besonders erfreulich war seit dieser Gründungszeit, dass einige dieser Arbeiten in den Jahren danach als Magister- oder Doktoratsarbeiten respektive als Bachelor oder Masterarbeiten in der Archäologie, Geschichte, Numismatik, Vermessungskunde (Geodäsie), Statik und Ingenieurwissenschaften wie dem Baumanagement, aber auch in der Kunstgeschichte, dem Risikomanagement und nicht zu vergessen als Compliance- und Korruptionsforschung vorgelegt werden konnten. Gymnasien nutzen unsere Studiensammlungen und die Förderstiftung für ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) und als Vorbereitung für die Maturathemen oder das Abitur.
In der Mittelalterforschung war bis ca. 2006-2012 ein Arbeitsschwerpunkt die Erforschung und Dokumentation von künstlichen Höhlen oder Erdställe, insbesondere aber mittelalterlichen Kelleranlagen. Besondere Herausforderungen bei mittelalterlichen Hinterlassenschaften Untertags war die Aufnahme, Vermessung, statische und historische Befundung, Risikoanalyse und bautechnische Nutzerstrategien sowie Sicherungsmaßnahmen. Oft waren diese in Löss gegraben und nur mehr teilweise begehbar.
Nicht weit von diesen Aufgaben entfernt und seit 2006 als Ingenieurwissenschaft und Bildungsauftrag ausgeführt sind Forschungsaufgaben in der Montanhistorie, Montanforschung, Kalkbrennöfen und besonders bei alten Bergwerksanlagen, welche in den beiden Weltkriegen einer weiteren kritischen Teilnutzung zugeführt wurden.
Eine sehr umfangreiche Studiensammlung wird von unserer Leder- und Schuhrestaurierwerkstätte verwaltet, welche 1994 gegründet wurde.
Lederfunde und Schuhfragmente sind sowohl aus unseren eigenen Forschungsprojekten wie auch von anderen Wissenschaftlern als Restaurierobjekte oder zur historischen Befundung an unser Lederarchiv ergangen.
Erste Objekte, welche ausschlaggebend für die Entwicklung und den Aufbau einer eigenen Leder- und Schuhrestaurierwerkstätte waren, wurden durch unsere eigenen Kirchengrabungen in der Pfarrkirsche Maria Himmelfahrt in Markgrafneusiedl NÖ zu Tage gefördert.
Immer wieder werden aus alten Abbruchhäusern, bei Baggerarbeiten oder bei der Feldarbeit Münzen gefunden. Auch kommen private Sammler oder Notare, wie im Verlauf einer Verlassenschaftsauflösung auf Empfehlung unsere Kollegen und Partner, so z.B. über Finanzinstitute und Banken in Österreich, zu unseren Numismatikern und Geldlogistikern um eine Unterstützung bei den Münzbestimmungen und Wertermittlungen zu erhalten. Jedoch sei hier festgehalten, dass wir als wissenschaftliche Numismatiker, keine Händler sind oder den Münzhandel unterstützen.
Viele weitere Arbeiten wie über die mittelalterliche Küche, der Alchemie, technischen Rekonstruktionen und vieles mehr wird beim Österreichischen Archäologie Bund mit seinen Kollegen und Kolleginnen auch wesentlicher Bestandteil unserer Unabhängigkeit.
Sie kommen einfach aus „normalen“ Berufen und befruchten mit ihren privaten Forschungsinteressen unsere Überlegungen und Studienarbeiten.
Diese Unbedarftheit welche oft unkonventionelle und neue Überlegungen aus dem praktischen Handwerksbereich einbringt, ergänzt dabei oft tradierte Wissenschaftsmeinungen.
Gemeinsam unterstützen viele tolle Ideen aus der Schneiderei, Schusterhandwerk, Musik, Zimmermannsarbeit, der Reet Dachdeckerei, Waffen- und Schmiedetechnik, Chemie, Physik, Buchdruckerei, Ingenieurswissenschaften wie Bautechnik oder Grubenvermessung unsere Mittelalterforschung und Bildungsauftrag.
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